QSL Deutscher Soldatensender 904 ** Werbung für den Freiheitssender 904
Achtung Förster, der Hamster bohnert, der Wachs ist alle
Die Durchsagen des "Deutschen Freiheitssenders 904" gaben immer wieder Anlass zu Spekulationen: Wer sendet da wem Botschaften, und wo sitzt die Redaktion? Nachdem die KPD in der Bundesrepublik verboten worden war, ging der "Deutsche Freiheitssender 904" im August 1956 von einem geheimen Ort in Ost-Berlin auf Sendung. Vier Jahre spüter folgte der "Deutsche Soldatensender 935" mit seinem Programm "gegen" die Bundeswehr. Beide Sender wurden von der DDR finanziert. Aus Ost und West kamen Tausende von Zuschriften. Redakteure, Sprecher und Techniker erzählen zum ersten Mal öffentlich aus dieser Zeit.
Der Sender Calais diente Chefredakteur Heinz Priess zur Orientierung.
Gehen die Frequenzen schon aus den Namen hervor? "Deutscher Freiheitssender 904"
Nein, der Sender hat ab 1956 vom ersten Tag des Verbots der westdeutschen KPD durch das Karlsruher Verfassungsgericht mindes- tens bis weit in die 60er Jahre immer auf der Splitfrequenz 904 gesendet, das war schon durch das durchdringende Interferenz- pfeifen im alten Röhren- empfänger mit scheunentor- großem Eingang festzustellen.
London 908 und Mailand 899 fielen schon damals stark in Deutschland ein. Burg hatte 4 x 125 kW Tesla Sender im Einsatz, d.h. man hatte verschiedene Kombinations- möglichkeiten, registriert waren immer 250 kW Sender (2 x 125). Sprecher ua. Elisabeth Süncksen (Kathrin) und Wolfgang Meyer (Joachim), Günter Kunert (Wolfgang) sowie Helga Krüger (Heike) und Gero Schreier. (Thomas) Die Geheimsender 904/935 wurden oft gehört. Der Soldatensender hatte sein Studio im Hauptquartier Grünau, Regattastraüe 267 bei Berlin, jetzt Bundeswehr, die KPD sendete aus Koepenick. Morgens war Sendebeginn um 6:15 Uhr. Das war ungefähr auch unsere Aufstehzeit. Die erste Abendsendung ging von 18:00-18:45 Uhr, dann wurde der Sender auf die Frequenz des Freiheits- senders umgetrimmt, der von 19:00- 20:00 Uhr arbeitete. Um 20:15 Uhr war für eine halbe Stunde wieder der Soldatensender dran. Von 21:00-22:00 Uhr der Freiheitsender. Die zweite halbe Stunde auf 904 war überwiegend musikalisch meist deutsche Schlager. Der Soldatensender kam dann noch mal um 23:30 Uhr. Lächerlich war die Postadresse des Soldatensenders: Werner Schütz, Postfach 116, Berlin W8.
Berlin W8 war natürlich in Ost- und nicht in Westberlin.
Deutscher Soldatensender 935
Standort: Das Studio/Redaktion - Gelände
des Funkhauses Grünau. Sendezeitraum: 1.Oktober 1960 bis 30.Juni 1972 24.00
Uhr Frequenz: 935 KHz (Mittelwelle) Sendeanlagen wurden gemeinsam genutzt. Mitarbeiter: bis zu 30 Personen. Sendezeiten: 18.00 bis 18.45 ; 20.15 bis 20.45 und 23.30 bis 0.30 ;
Ab 1962 kam noch eine Morgen- und
Mittagssendung dazu. 6.15-7.15/12.30-13.30. Nachtsendung wurde eine Stunde verlängert bis 1.30 Uhr
Deutscher Freiheitssender 904 Sendezeiten ab 1956:04:30 bis 06:00; 19:00 bis 19:30; 22:00 bis 22:45 Uhr Sendezeiten ab 1969: 19.00 bis 20.00; 21.00 bis 22.00 Uhr
Wer hatte beim Soldaten- bzw. Freiheitssender den Hut auf ?
Der Deutsche Soldatensender unterstand dem Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) Störsender Ost: Der Ex Chef des "Deutschen Freiheitssenders 904" packt aus : Achtung Fürster, Hamster bohnert! von Werner H. Krause
"Am 17. August war erstmals im Äther der Deutsche Freiheitssender 904 zu hören. Alles lief äusserst geheimnis- voll ab. Es unterblieb jegliche Information über die Macher, geschweige denn über den Sendestandort oder den Sitz der Redaktion.
Kommentatoren und Nachrichtensprecher parlierten in bayerischer Mundart oder im behäbigen Dialekt des Ruhrpotts. Die knapp gehaltenen Wortbeiträge waren in ein Stakkato von schmissiger Musik eingebettet, wie es erst Jahrzehnte später typisch für die deutsche Rundfunklandschaft werden sollte.
Dazwischen gab es merkwürdige Durchsagen etwa in der Form: "Achtung Förster, der Hamster bohnert, der Wachs ist alle", oder "Ab sofort darf rechts und links überholt werden, aber erst bei Sonnenuntergang'". Das waren geistige Anleihen vom Soldaten- sender Calais, den die Allierten im Zweiten Weltkrieg installiert hatten. Ein Teil der obskuren Mitteilungen waren verdeckte Anweisungen für die Kuriere der KPD; die Partei war gerade verboten worden. Initiator des "Deutschen Freiheitssenders 904" war das Zentralkomitee der SED. An der Spitze stand Heinz Priess, ehemals Chefredakteur der Hamburger Volkszeitung, des KPD-Organs in der Hansestadt. Alles, was mit dem Deutschen Freiheitssender 904 zu tun hatte, blieb bis zum Ende der DDR streng gehütetes Geheimnis.
Heinz Priess, heute 82jährig, hat darüber inzwischen den Schleier gelüftet. Dazwischen gab es merkwürdige Durchsagen etwa in der Form: "Achtung Förster, der Hamster bohnert, der Wachs ist alle", oder "Ab sofort darf rechts und links überholt werden, aber erst bei Sonnenuntergang'". Das waren geistige Anleihen vom Soldaten- sender Calais, den die Allierten im Zweiten Weltkrieg installiert hatten. Ein Teil der obskuren Mitteilungen waren verdeckte Anweisungen für die Kuriere der KPD; die Partei war gerade verboten worden. Initiator des "Deutschen Freiheitssenders 904" war das Zentralkomitee der SED. An der Spitze stand Heinz Priess, ehemals Chefredakteur der Hamburger Volkszeitung, des KPD-Organs in der Hansestadt. Die Redaktion setzte sich aus Redakteuren der aufgelösten westdeutschen KPD-Zeitungen zusammen. Das Brett vor ihrem Kopf hatte noch keine Bohlenstärke angenommen. Die Redaktion etablierte sich zunächst in einem Ausweichstudio in Grünau und zog alsbald in eine Villa am Bestensee. Was sie in westdeutschen Schallplattengeschäften erwarben, gelangte über den S-Bahnhof Friedrichstraüe in die DDR. "Oftmals", so Priess, "ließen wir im Sender sogenannte Luftballons steigen. Darunter waren erfundene Nachrichten zu verstehen." Manche westdeutsche Medien fielen darauf herein. Für die Mitarbeiter stellte der Sender eine politische Nische dar. Sie blieben verschont von Telefonanrufen des Presseamtes der DDR, konnten weitgehend nach eigenem Gutdünken vorgehen. Gelegentlich bezeichnete Oskar Neumann vom KPD-Vorstand den Sender als ein Sammelbecken von "Revisionisten". Doch Folgen hatte das nicht.
1969 Sozial-Liberale Koalition in Bonn
Mit Bildung der sozial-liberalen Koalition 1969 in Bonn stellte die SED Propagandaaktionen ein.
Das betraf auch den sogenannten Deutschen Soldatensender, den die DDR zur Beeinflussung der
Bundeswehr geschaffen hatte. Auch sämtliche Störsender verschwanden. Die Wirksamkeit des Deutschen
Freiheitssenders 904 bezeichnet Priess als gleich Null. "Nichts wurde da in Bewegung gebracht, nur
die Musik kam an." Sein jetziger Lebensbericht stellt auch eine Abrechnung mit dem Mißbrauch kommunistischer Ideale dar. So erlebte er als Bataillons- kommandeur der Interbrigaden im Spanischen Bürgerkrieg nicht nur Heroisches. Eines Tages machte im Schutz einer Hügelkette ein PKW halt. Ihm entstieg ein Mann in funkelnagelneuer Uniform und den Abzeichen eines Hauptmanns. Er stellte sich Priess als Fritz Leissner vor und wünschte den Frontabschnitt zu besichtigen. Als plötzlich heftiges Gewehrfeuer einsetzte, verschwand er eiligst.
1951 begegnete ihm Heinz Priess in der DDR wieder. Der Mann hieß
jetzt nicht mehr Leissner, sondern Erich Mielke und sorgte in Spanien für die "Säuberung" der
eigenen politischen Kader. "Im Kreis der früheren Spanienkümpfer ließ sich Mielke niemals blicken", erinnert sich Heinz
Priess, "er ging allen Zusammenkünften aus dem Wege." Ein anderer, der nur eine Stippvisite in
Madrid und Barcelona gemacht hatte, um dort eine Propagandarede zu halten, Walter Ulbricht, hätte
sich nur zu gern mit den Meriten eines Spanienkämpfers geschmückt. Bei einer Ehrung von
Spanien- kämpfern wurde der von Ulbricht kaltgestellte Franz Dahlem mit nicht endenwollendem Beifall
empfangen. Als sich Ulbricht zum Podium begab, rührte sich keine einzige Hand. "Das hat er uns nie
verziehen", erzählt Priess.
"Möglicherweise war dies für seinen Entschluß ausschlaggebend,
Mitte der
50er Jahre die VVN
(Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) in der DDR aufzu- lösen."
Sein Fazit: "Wir sind nicht am Klassenfeind, sondern an uns selbst gescheitert".